Von Experte zu Experte: Über Glaubwürdigkeit im Radio

Powerradio

Wenn Ihnen ein Sportlehrer im Radio erklärt, wie man Steuern spart oder wenn der gestresste Börsenprofi erläutert, worauf man bei der Auswahl seiner Laufschuhe achten sollte: Klar, dann stimmt etwas nicht. Das weiß jeder und Sie fragen sich jetzt sicher, worauf will der Autor hinaus.

Will er mir sagen, dass der Interviewpartner zu der Geschichte passen muss? Dass dies wichtig für die Authentizität und Glaubwürdigkeit ist? Dass kein Redakteur sich derart aufs Glatteis führen lässt und sei die Story noch so nachrichtenrelevant?

Ja, im Grunde genommen schon. Authentisch und glaubwürdig wird ein Thema meiner Ansicht nach erst, wenn der Interviewpartner ein echter Experte ist. Und nicht womöglich der Hörfunk-PR-Berater, der die Geschichte verfasst hat, die O-Töne gibt. Schließlich soll der Experte in dem O-Ton-Bericht, wie gesagt, glaubwürdig informieren … jaja, ich gebe zu, vielleicht doch eine etwas altmodische Ansicht.

Ein gutes Radiointerview schießt man nicht so locker aus der Hüfte, logisch. Denn der Kollege mit dem Mikro will 20 Sekunden Schnipsel in seinen Beitrag einbauen, ohne ähs, ohne Wiederholungen, flüssig, inhaltlich einprägsam, am liebsten bildhaft, kurz und prägnant und vor allem extrem verständlich! Deshalb sage ich es noch einmal: Rechtfertigt dies, dass der Autor eines Radiobeitrages die O-Töne einspricht, nur weil ich keinen anderen Interviewpartner habe?

Zurück zu dem Sportlehrer und den Laufschuhen. Wenn der Sportprofi mir zur Laufsaison sagt, wie ich meinen wintermüden Körper wieder in Schwung bringe und woran ich erkenne, ob die alten Schlappen in den Altkleidersack gehören, dann ist das ein schönes Thema. Ein Klassiker, der zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt, im Radio gern gehört wird.

Genauso gern gehört sind hierzu dann auch Tipps vom Fitnesstrainer, Physiotherapeuten, Arzt oder Orthopäden, je nach Ausrichtung des Beitrages. Aber wenn mir ein B-Promi oder ein C-Schauspieler, der unter die Buchautoren gegangen ist, Fitnesstipps gibt? Oder gar ein Apotheker? Ich weiß nicht … ich stelle mich an, ja, meinen Sie?

Wie sich ein Beitrag anhören muss, damit er auch wirklich im Programm läuft: Dazu bedarf es unter anderem der Überlegung, ob der Interviewpartner und die Geschichte kompatibel sind. Ist sie konstruiert, sollte man die Finger davon lassen. Von allem, von der Story, vom Interview­partner, vom Auftrag usw. Das ist meine [antiquierte] Meinung.

Autor: Michael Scheidel / Foto: Fanatic Studio

Interview: Über die Chancen und Risiken der Digitalisierung in der Hörfunk-PR

Netzwirtschaft

Michael Scheidel von RadioOffice über Bandmaschinen, Radio PR, den persönlichen Kontakt als elementaren Bestandteil für eine erfolgreiche Geschäftsbeziehung und die Digitalisierung als Chance in der Hörfunk-PR.

Bei Interesse können Sie das vollständige Interview unter www.netzwirtschaft.net lesen.

Neue Medien: Neue Begriffe aus der Welt der Webradios

WebRadios

Radio im Internet: Das ist mehr als nur die Adaption der Ultra-Kurz-Welle auf Bits und Bytes. Radio im Internet ist sehr vielfältig und hat sich längst vor allem bei dem jüngeren Publikum etabliert. 13,2 Millionen Deutsche über 14 Jahre geben an, in den letzten zwei Wochen ein Webradio genutzt zu haben. Das weist eine gerade veröffentlichte Untersuchung des Webradiovermarkters audimark aus. Dabei verfügt der typische Webradionutzer über ein hohes Haushaltsnettoeinkommen (42,6% haben 2.500 Euro; im Vergleich zur Gesamtbevölkerung ein Plus von 8,5%) und über ein hohes Bildungsniveau (32,1 % mit Fach/oder Hochschulreife / Gesamt: 26,6%).

Die GEMA zählt derzeit 1.990 Webradios und mit der Angebotsbreite sind über die Jahre auch neue Standards und Begrifflichkeiten entstanden. Hier sind einige von ihnen kurz und knapp erklärt.

Online Only-Webradios

Zu den Online Only-Webradios sind Radioprogramme zu zählen, die nur im Internet veröffentlicht werden. Sie unterscheiden sich oft von den UKW-Sendern dadurch, dass sie mit ihren Programm­inhalten oder ihrer Musikfarbe ganz spezielle Zielgruppen ansprechen. Beispiel: Das Eurotransportradio aus Ahlen fährt ein spezielles Programm für LKW-Fahrer und Trucker. Laut Webradiomonitor 2014 gibt es derzeit in Deutschland 1.711 Online Only-Webradios.

Simulcast

Unter Simulcast ist die Übertragung ein und desselben Inhalts über mehrere Kanäle zu verstehen. Das heißt, nahezu alle UKW-Sender sind heute nicht nur über ihre Sendefrequenzen zu erreichen, sondern sie streamen bzw. bieten ihr Programm auch eins zu eins über das Internet an. Zu den am meisten genutzten Streams zählen die Angebote von Antenne Bayern, 1Live sowie Hit Radio FFH.

Radio-Aggregatoren

Radio-Aggregatoren wie Radio.de oder phonostar sind im Prinzip Suchmaschinen für sämtliche Audioangebote im Netz. Das heißt, sie bündeln alle Programme auf einer Plattform, samt der Submarken. Ein recht neues Angebot ist der Radioplayer, der wie die anderen auch alle Sender in einer App anbietet. Das ist recht praktisch, denn so kann man seinen Lieblingssender aus der Region ganz einfach per Handy oder Tablet beim Joggen oder Chillen im Café hören.

Online-UKW-Submarken

Das sind Zusatzangebote von Radiosendern, die nur über das Internet zu empfangen sind und als Ergänzung zu der ursprünglichen Musikfarbe des entsprechenden Senders den Hörern offeriert werden. Das Programm von Antenne Bayern z.B. kann eins zu eins über das Netz gehört werden. Es gibt aber auch die Möglichkeit, die Inhalte mit den Hits der 80er zu empfangen. Allerdings aus­schließlich online.

User Generated Radio:

Das Besondere am User Generated Radio ist, dass jeder Internetnutzer auf bestimmten Webseiten sein eigenes, individuelles Radio anbieten und verbreiten kann. Das bekannteste Webportal ist Laut.fm, eine Art Mitmach-Radio, das weder dem Anbieter noch dem User etwas kostet. Außerdem übernimmt laut.fm z.B. die evtl. anfallenden GEMA-Gebühren und Streamingkosten.

Webradio-Sessions (Online-Reichweiten)

Die Nutzung von Audioangeboten im Internet wird in Streams gemessen. Eine durchschnittliche Webradio-Session, so die aktuelleren Untersuchungen, dauert etwa 1 Stunde und 18 Minuten. Zu den erfolgreichsten öffentlich-rechtlichen Anbietern zählt die reine Webwelle 1LiveDiggi mit 1,52 Mio. Sessions pro Monat(!). Das meistgehörte Online Only-Webradio ist mit seinen 20 Kanälen RauteMusik mit 11,75 Millionen Sessions im Monat.

Autor: Michael Scheidel: Foto: RadioOffice

PR-Denglisch für Runaways

Do you speak English?

Eben bekomme ich einen Call von einem potenziellen Client, der sich gerne nach dem Pricing erkundigen möchte. Es ginge um einen Pitch und er brauche ein aktuelles Angebot – am besten asap, da er nur noch eine Stunde im Office ist.

Willkommen, bienvenue, welcome in der bunten Welt der PR-Anglizismen. Nicht falsch verstehen, ich bin ein Fan – pardon: Anhänger – der Globalisierung, ich bin der englischen Sprache mächtig und weiß natürlich auch, dass es in einer internationalen Branche mit internationalen Kunden auch viele englische Begriffe gibt, die sich seit Jahren etabliert haben. Aber in der Hörfunk-PR? Einer Branche mit einer Hand voll Anbietern, die sich in der Regel auf den deutschsprachigen Radio-Markt beziehen? Da muten zweisprachige Visitenkarten genauso sinnlos an wie die Pseudo-Anglizismen, die sich in den letzten Jahren breit machen und mehr verwirren als zum allgemeinen Verständnis beitragen.

So können sich unter einem redaktionellen Hörfunkbeitrag wahrscheinlich die meisten etwas vorstellen. Anders als unter einem Radio Press Kit. Da klingt zwar very wichtig, sagt aber nicht viel aus. Ein Schelm, der Böses dabei denkt…

Ähnlich sieht‘s beim Infomercial aus – ein Format, das sich viele Hörfunk-Agenturen ganz oben auf ihre Angebotsliste geschrieben haben, vom dem – und das merken wir im Tagesgeschäft immer wieder – viele Kunden aber gar nicht genau wissen, was es eigentlich ist. Dass es sich dabei um einen Werbebeitrag handelt, also gebuchte Werbezeit. Must-Have oder No-Go? Das hängt von der Message und dem Content ab – aber da finden wir schon gemeinsam eine Solution. Vielleicht bei einem Brainstorming. Schließlich ist Storytelling unsere Profession.

Oder wie wäre es mit einem Call in & Win oder einer Case Study im Radio – selbstverständlich mit einem abschließenden Monitoring? Regelrecht langweilig klingen dagegen Bezeichnungen wie Meldung, Telefonaktion, Gewinnspiel, Kollegengespräch oder gar Dokumentation. OMG! Sind wir etwa bei uns in der Agentur old school? Und wenn schon. Retro ist schließlich gerade im Trend. Und mit diesen einfachen, aber nicht hippen Begriffen können Kunden wenigstens etwas anfangen. Und wie sagte Moliere doch so treffend: „Wer so spricht, dass er verstanden wird, spricht immer gut.“

In diesem Sinne, ich muss los – VHS-Kurs Spanisch. Soll ja das neue Englisch sein….

Autorin: Michael Scheidel / Fotolia: coloures pic

Netzradio: Über die Reichweiten der One-Man-Shows im Internet

internetradio

Seit 2009 werden die Sender, die regelmäßig im Netz funken, wissenschaftlich untersucht. Angefangen hat damit die Bayrische Landeszentrale für Neue Medien (BLM), die feststellte, dass es vor sechs Jahren etwa 1.900 Audioangebote im Internet gab, die von ihren Hörern im Schnitt 73 Minuten am Tag gehört wurden. Damals sorgten „Online Only“-Sender wie RNM Schlagerhölle oder Cafe80sFM für Furore. Das sind Sender, die ausschließlich im Netz zu hören sind. In der Spitze zählten sie im Schnitt jeden Tag bis zu 40.000 Zugriffe. Radio Salü kam seinerzeit auf beschauliche 4.000 Zugriffe!

Deshalb prognostizierte man diesen Radiomachern eine rosige Zukunft. Viele sahen im „Netzradio“ ein enormes Wachstumspotential und auch etliche Vorteile bei der Vermarktung gegenüber den UKW-Sendern, weil sie durch ihre musikalische Spezialisierung geringere Streuverluste aufzuweisen hätten. Schließlich könnten Webradios ihre Zielgruppe eindeutiger differenzieren und die werbetreibende Wirtschaft dadurch ihr Budget effizienter einsetzen, so die Argumentation. Dass der Boom ausgeblieben ist, heute wissen wir es. Und dass die Etablierten zu den erfolgreichsten Online-Anbietern im Markt zählen, wird auch von den Auswertungen der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse, kurz Agma, bestätigt.

Bis Ende 2013 sank die Zahl der Audioangebote im Netz von knapp über 3.000 um sieben Prozent. Sehr viele der Online Only-Sender mussten ihre Segel streichen, weil ihre Geschäftsmodelle einfach nicht tragfähig waren. In den Befragungen klagten die One-Man-Shows zudem oft über zu hohe GEMA-Gebühren und zu geringe finanzielle Unterstützung durch die Landesmedienanstalten. Außerdem hatten die UKW-Sender längst nachgerüstet und Spartenkanäle ins Netz gestellt. Das heißt, einerseits streamten sie ihr Programm eins zu eins. Andererseits boten sie ihren Hörern Kanäle mit unterschiedlichen Musikrichtungen an. Beispiel: Das „normale“ Antenne Bayern kann als Mainstream empfangen werden. Oder aber auch mit den Kulthits der 80er, garniert mit den programmspezifischen redaktionellen Inhalten des Senders. Ebenfalls im Markt tummeln sich zurzeit große Anbieter von Musikdaten­banken wie Spotify oder Soundcloud, die um das audioaffine Publikum buhlen und die anfängliche Vielfalt der privaten Webradios ein wenig harmonisiert haben.

Die letzte Studie der BLM aus dem Jahr 2014 zeigt jetzt, dass es 2.021 Audiodienste im Internet gibt, und dass mit 85 % die Online Only-Anbieter nach wie vor die Mehrheit bilden. Auch, weil immer wieder junge, mutige Programme und Dienste nachrücken, die ihr Glück versuchen. Doch klar ist auch: Zu den Platzhirschen im Internet wie auf der Ultra-Kurz-Welle zählen Antenne Bayern oder Hit Radio FFH. Die Bayern schaffen 4,8 Millionen Sessions pro Monat, die Hessen verzeichnen 2,9 Millionen Sessions. Dabei dauert eine Session im Schnitt eine Stunde und 18 Minuten. Über­raschend ist aber aus meiner Sicht, dass einige wenige Online Only-Anbieter mit den bekannten Größen durchaus mithalten können. „RauteMusik“ z.B. wird 3,4 Millionen Mal im Monat gestreamt.  Und das junge Kulturradio „detektor.fm“ kommt auf 72.716 Sessions im Monat. Beachtlich, wie ich finde.

Wer diese Zahlen nun jedoch in die harte Radio-Währung umrechnet, dürfte nicht weniger über­rascht sein. „RauteMusik“ mit seinen mehr als 20 Programmen erzielt eine Tagesreichweite von 113.000 Hörern. Das entspricht einer Nettoreichweite von geschätzten 10.000 Hörern pro Stunde. Zur Einordnung: Radio Charivari in Rosenheim hat einen vergleichbaren Wert aufzuweisen. Bei detektor.fm dürfte die Reichweite bei deutlich unter 1.000 Hörern pro Stunde liegen.

Insofern ist trotz dieser beiden Erfolgsgeschichten festzuhalten: 98 % der Online Only-Anbieter, der reinen Internetradios, haben einfach noch nicht die werberelevante Reichweite. Und genau deshalb ist zu befürchten, dass vom prophezeiten Wachstum der In-Stream-Audio-Werbung um 111 % auf 137 Millionen Euro die kleineren Anbieter wohl weniger profitieren werden.

Autor: Michael Scheidel / Fotolia: frank peters

Link: Zu den Leistungswerten aller Online-Audio-Angebote.

Kinderradio: Sender und Sendungen speziell für Kids

Sweet young girl and retro dusty radio

Welchen Radiosender hören Kinder eigentlich gerne? Wahrscheinlich den, den die Eltern selbst am liebsten hören. Dabei ist das Radio-Angebot für den Nachwuchs inzwischen groß. Und besonders im Netz gibt es zahlreiche Streams und Podcasts, die sich speziell an die jüngsten Hörer richten. Hier eine kleine Auswahl.

Ein bekannter Vertreter ist zum Beispiel Radio Teddy. Seit 2005 als Vollprogramm in Potsdam auf Sendung, kann der kommerzielle Sender inzwischen in Berlin, Kassel, Schwerin, Koblenz und Rostock über UKW empfangen werden. In Hessen ist auch der Empfang via DAB+ möglich und natürlich kann über die Webseite auch ein Livestream angehört werden. Radio Teddy richtet sich sowohl an die Kinder als auch an ihre Eltern. Das spiegelt sich natürlich auch im Programm wieder: Der Morgen beginnt mit einer bunten Sendung für die ganze Familie mit Musik und kindgerechten Nachrichten. Der Vormittag, während die Kinder in der Schule sind, ist für die Eltern gedacht mit Ratgeberthemen, Tipps und entsprechender Musik. Gegen Abend stehen dann zum Beispiel Hörspiele und Geschichten auf dem Programm.

Als nicht-kommerzieller Sender bietet Radiojojo via DAB in Berlin und Brandenburg ein auf Kinder zugeschnittenes Programm. Radiojojo verspricht ein „spannendes, fröhliches, gewaltfreies und pädagogisch sinnvolles Programm“ für Kinder von drei bis 13 Jahren. Zudem gibt es viele internationale Projekte, die den Austausch zwischen den Kindern aus verschiedenen Ländern auf den Weg bringen sollen.  Und: Kinder können auch selbst Radio machen, zum Beispiel mit der eigenen Schulklasse.

Auch die öffentlich-rechtlichen Sender bieten Sendungen für Kinder – sowohl zu bestimmten Zeiten im laufenden Programm als auch im Netz auf eigenen Webseiten als dauerhafter Stream. Figarino lautet zum Beispiel das Angebot des MDR. Hauptfiguren sind natürlich Figarino selbst, der einen Fahrradladen besitzt und dementsprechend gerne an Fahrrädern schraubt, und sein Kater, Long John Silver. In begrenzten Zeitfenstern kann das Kinderprogramm auf der Frequenz von MDR Figaro empfangen werden. So können die Kinder samstagsabends den Abenteuern von Figarino und Long John Silver lauschen, jeweils samstags- und sonntagsvormittags stehen Hörspiele, Geschichten oder Reportagen auf dem Programm, die zum Teil auch von den Kinderreportern erzählt werden. Über die Webseite kann der Stream rund um die Uhr angehört werden. Einzelne Sendungen stehen außerdem auch nachträglich zum Download zur Verfügung.

Ein ähnliches Angebot bietet der WDR in Nordrhein-Westfalen mit KiRaKa. Über den Stream der Webseite ist KiRaKa täglich von 6 bis 22 Uhr zu hören. Über WDR5 kann das Kinderprogramm am Mittag für eine Stunde über UKW empfangen werden, am Abend läuft eine Stunde lang die „Bärenbude“, eine „Sendung für Radioanfänger“. Die Kinder werden bei KiRaKa ausdrücklich zum Mitmachen aufgerufen. Das gilt nicht nur für das „Radio machen“ an sich, sondern bezieht sich auch auf deren Beteiligung an den Sendungen. Per Internet und Telefon (kostenlos) können die Kids bei Rätseln mitraten, Fragen stellen, die Charts bestimmen oder Musikwünsche äußern.

Einen sehr guten Überblick über das Kinderradio-Angebot bietet Radio.de. Hier können nicht nur die Streams der gängigen Kinderradio-Sender und deren Sendungen angehört werden, sondern man findet auch ganz spezielle Streams, wie zum Beispiel Radio4Baby (für Säuglinge und Schwangere), AbRaCaDaBra (englischsprachige Kinderlieder), Baby Joy (türkisches Kinderradio) oder PolskaStacja (polnisches Kinderradio).

Autor: Iris Mohr; Foto: Fotolia, zdravinjo

Lesetipp: Wird Spotify deutschen Radiosendern gefährlich?

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Spotify hat sich mit frischem Kapital versorgt. Mit mehr als einer halben Milliarde neuer US-Dollars will das bislang defizitäre Unternehmen damit aber nicht nur dem neuen Musik-Streamingdienst Apple Music den Kampf ansagen, der ja erst vor ein paar Tagen auf der Bildfläche erschienen ist. Nein, es scheint so, als wolle Spotify auch den deutschen Radiosendern Konkurrenz machen, denn die Schweden planen, künftig verstärkt auch Inhalte über ihre App zu transportieren. Das heißt, Nutzer bzw. Abonnenten sollen mit „SpotiNews“ aktuelle Infos bekommen – aufbereitet als Podcasts. Was dies für die Sender bedeutet? Ob die Bereitstellung redaktioneller Inhalte durch Spotify den Hörfunkstationen Schaden wird (schließlich konnten als Partner der BR und das Deutschlandradio gewonnen werden), dazu wagt Michael Mennicken, der ehemalige Chefredakteur von Antenne Düsseldorf, in der Radioszene einen interessanten Ausblick. Ein lesenswerter Artikel, wie wir finden!

Autor: Michael Scheidel; Foto: Screenshot Spotify.com

Reportage, BmO und Co.: Die Beitragsformen im Radio

Beitragsformen

Interview, Beitrag, Reportage oder Kollegengespräch: Auch wenn der BmO (Beitrag mit O-Tönen) ein echter Klassiker in den Radioprogrammen ist, so stehen den Radiomachern doch noch viele andere Möglichkeiten offen, ein Thema darzustellen. Für welche man sich entscheidet, hängt letztendlich vom Thema selbst, der Situation bzw. der Aktualität und natürlich auch dem Format des Senders ab. Hier nun ein kleiner Überblick über die wichtigsten Beitragsformen im Radio:

Die Reportage: Eine Reportage wird meist bei aktuellen Ereignissen oder neuen Entwicklungen eines bereits bekannten Themas eingesetzt. Deshalb berichtet ein Reporter oder eine Reporterin auch immer direkt vom Ort des Geschehens. Er oder sie vermittelt den Hörern so einen Eindruck von der Situation. Häufig sind Hintergrundgeräusche oder auch O-Töne von Passanten oder Anwohnern zu hören. Eine Reportage wirkt dadurch oft sehr lebendig.

Die Meldung: Unter einer Meldung versteht man einen kurzen Aufsager. Sie enthält in der Regel keine O-Töne und wird vom Moderator während der Sendung – beispielsweise zwischen zwei Musikstücken – vorgetragen. Meist handelt es sich dabei um Veranstaltungshinweise oder zum Beispiel auch kuriose und neue Studienergebnisse, die für die Hörer relevant sind und somit einen Verbrauchernutzen haben.

Das Feature: Das Feature ist ein eher längerer Beitrag, der nicht nur über ein bestimmtes Thema informiert, sondern auch künstlerische Elemente enthält, wie zum Beispiel Geräusche oder Musik. Außerdem kann durch den Ablauf und die Zusammenstellung des Materials eine besondere Atmosphäre erzeugt werden. Ein weiteres Merkmal: Das Thema wird häufig von mehreren Seiten beleuchtet und verschiedene Meinungen aufgezeigt.

Das Kollegengespräch: Im Prinzip ist das Kollegengespräch eine Unterhaltung zwischen dem Moderator, der durch die Sendung führt, und einem Reporter, der sich über das entsprechende Thema informiert hat. Das Kollegengespräch wird häufig für Verbrauchertipps oder lokale Informationen eingesetzt und kann O-Töne eines Experten enthalten, die während des Gespräches kurz eingespielt werden. Von der Länge her entspricht ein solches Gespräch ungefähr einem BmO (Wie ein guter BmO aussehen sollte, erfahren Sie hier).

Die Collage: Den Begriff Collage kennen viele wahrscheinlich noch aus der Schulzeit, genauer aus dem Kunstunterricht. Dabei werden zum Beispiel einzelnde Stücke aus Papier, zum Beispiel der Zeitung, neu zusammengesetzt und aneinandergeklebt. Auch bei der Radio-Collage werden einzelne Stücke neu zusamengefügt. Das können O-Töne, Moderationssätze, Nachrichten-Elemente, Musik oder Interviewpassagen sein. Im Vordergrund steht im Vergleich zum Feature jedoch der künstlerische Aspekt. Gleichzeitig soll die Collage eine Atmosphäre schaffen, eine besondere Stimmung erzeugen.

Wer noch mehr Infos möchte: Eine gute Übersicht über weitere Beitragsformen im Hörfunk gibt es hier

https://www.lmz-bw.de/journalistische-elemente-radioarbeit.html

und hier

http://www.gfk3.muc.kobis.de/index.php?id=498 .

Autorin: Iris Mohr; Foto: Fotolia – Oleksiy Mark

Ab vors Mikro! Mach mit beim Jugendradiotag 2015

Rear view of female dj working in front of a microphone

Wolltest Du auch immer schon mal gerne selbst im Radiostudio vor dem Mikrofon stehen? Oder als Reporter in Deiner Stadt unterwegs sein? Dann bewirb Dich jetzt für den Jugendradiotag 2015 des BR-Klassik, der Klassikwelle des Bayerischen Rundfunks. Unter dem Motto „Das hören wir“ überlässt der Sender am 26. September jungen Leuten seine Studios.

Mit Hilfe der Jugendredaktion des BR-Klassik erarbeitet der Radio-Nachwuchs Beiträge, Reportagen, Collagen, Interviews und Umfragen, stellt das Musikprogramm zusammen und moderiert einen Tag lang live. Wer zwischen 16 und 25 Jahre alt ist und sich für das Medium Radio interessiert, kann sich noch bis zum 15. Juni einfach online unter www.br-klassik.de/jugendradiotag bewerben. In Castings in Nürnberg und München werden dann die Teilnehmer ausgewählt.

Foto: Fotolia – Dmitri Maruta

Vom O-Ton bis zum fertigen Beitrag – aber bitte nicht umgekehrt!

Microphones on the podium

Radio hören ist beliebt – auch und gerade bei den Jüngeren. Das ist nicht neu, aber so schön, dass man es gar nicht oft genug erwähnen kann. Finde ich als einer, der seit über 20 Jahren leidenschaftlich mit dem Medium beruflich verbunden ist. Die Gründe, warum das so ist, können ganz individuell und unterschiedlich sein. Der eine liebt die aktuellen Charts und Nachrichten, die „lustigen“ Moderatoren des Formatradios. Andere stehen eher auf Hinter­grundberichte, Hörspiele, Reiseberichte oder Dokumentationen zu wissenschaftlichen Themen. Das Radio bietet grundsätzlich Vieles, auch wenn sich die Vielfalt in den letzten Jahren ein wenig ausgedünnt hat.

Na klar, ich höre auch gerne Musik und bin als Dinosaurier unter den Hörern begeistert, wenn Songs aus meiner Jugendzeit gespielt werden. Aber ich höre vor allem Radio, weil ich gerne Nachrichten höre. Weil mich Wirtschafts- und Verbrauchersendungen von WDR 2, dem Inforadio Berlin oder Bayern 5 aktuell begeistern (mehr Mut wünschte ich mir hier bei den Privaten). Weil im Radio Informationen ohne bildliche „Effekthascherei“ auf den Punkt formuliert werden.

Die guten „Radiomacher“ schaffen es, Informationen über Sprache in kürzester Zeit so zu formulieren, dass jeder sie versteht. Im Idealfall Situationen zu schaffen und Bilder zu er­zeugen, die ich kenne, die mich ansprechen, die ich durchlebt habe und/oder die mir einen informativen Mehrwert vermitteln, der mich gedanklich später noch beschäftigt und mein Handeln beeinflusst. Sie präsentieren in Berichten O-Töne, die anders sind als die im TV. Sie sind oft, finde ich, prägnanter, lebendiger, nachdrücklicher.

Die Sprache im Radio lebt von ihrer Vielfalt. Das sollten meiner Meinung nach alle beherzigen. Auch die, die als PR-Hörfunker unterwegs sind und den Sendern redaktionelle Bausteine zuliefern. Wer einen Text abliest, und das gilt vor allem für vorformulierte O-Töne, der redet nicht!

O-Töne sollten authentisch klingen. Die Sätze sollten kurz sein. Wortwiederholungen sind sogar erlaubt (man muss nicht krampfhaft nach Synonymen suchen). Das Verhältnis von O-Ton zu Moderationstext sollte bei 45 zu 55% liegen. O-Töne sollten die persönliche Note des O-Ton-Gebers wiedergeben. In sie gehören Informa­tionen, die den Bericht stützen, die eine Meinung auf den Punkt bringen, die einprägsam etwas zusammenfassen, die Vergleiche ziehen, die im Kopf bleiben.

Das sage nicht ich, das sagen alle Radioexperten. Und ich finde, daran müss(t)en sich gute PR-Hörfunker halten! Deshalb steht bei uns am Anfang immer das Face-to-Face-Interview, der „echte“ O-Ton mit offenen Fragen. Und nicht der vorformulierte PR-Text mit ausge­arbeiteten Zitaten, die authentisch in nahezu allen Fällen kaum vorzulesen, äh, zu sprechen sind. Und den Bericht aus meiner Sicht so entstellen, dass er nicht mehr hörenswert ist. Da kann das Thema noch so gut sein. Am Anfang steht immer der O-Ton!

Autor: Michael Scheidel; Foto: Fotolia artisticco