Audioangebote im Netz nehmen weiter zu

webradiomonitor2016

Vor genau einem Jahr berichteten wir über die Ergebnisse des Webradiomonitors, die einen starken Anstieg der Audioangebote im Netz verzeichneten. Und auch heute lautet die Meldung wieder: Die Anzahl nimmt weiter zu. Erstmals wurden über 10.000 Webradio- und Online-Audioangebote in Deutschland erfasst. Einen entscheidenden Antrieb dafür bildet die mobile Internetnutzung.

Welche Rolle sie genau spielt, zeigt die ARD/ZDF-Onlinestudie. Vorweg: Die Anzahl der Internetnutzer in Deutschland steigt weiter an, und zwar auf insgesamt 58 Millionen. Mehr als zwei Stunden täglich sind die Bundesbürger im Netz unterwegs. Je jünger die User, desto länger surfen sie im Web. So kommen die 14- bis 29-Jährigen auf über vier Stunden. Erstmals überholt nun auch das Smartphone den Laptop als häufigstes Internetgerät. Fast 30 Prozent gehen jeden Tag mobil ins Internet.

In welchen Situationen werden nun Online-Audioangebote genutzt? Wie der Webradiomonitor 2016 zeigt, zu den unterschiedlichsten Gelegenheiten. Die Mehrheit greift zu Hause darauf zu (84%). Aber auch bei der Arbeit (26%), im Auto (26%) oder in Bus und Bahn (18%) hören die User Musik, Hörbücher und Co. Fast ein Drittel der Zugriffe erfolgt über mobile Geräte wie Smartphone oder Tablet. Und: Die Anbieter rechnen hier mit einem Anstieg auf 45 Prozent innerhalb der nächsten zwei Jahre.

Dass sich das Webradio-Segment derart positiv entwickelt hat, hat den Anbietern zufolge verschiedene Gründe. Zu den entscheidenden zählen Flatrates (79%), ein leistungsfähiger Mobilfunk (74%), bessere WLAN-Verfügbarkeiten aber auch die Möglichkeit, Audio-Streams im Auto zu hören. Doch es gibt auch weiterhin Hürden, die für eine andauernde positive Entwicklung künftig überwunden werden müssen. So sehen die Anbieter die größten Schwierigkeiten in den hohen Gebühren für Rechte und Lizenzen (75%) oder im begrenzten Datenvolumen bei Mobilfunkverträgen (74%).

Die ausführlichen Ergebnisse werden heute im Laufe des Tages unter www.webradiomonitor.de veröffentlicht. Die ersten Keyfacts finden Interessierte schon hier.

Autorin: Iris Mohr; Foto: Screenshot webradiomonitor.de

Netzradio: Über die Reichweiten der One-Man-Shows im Internet

internetradio

Seit 2009 werden die Sender, die regelmäßig im Netz funken, wissenschaftlich untersucht. Angefangen hat damit die Bayrische Landeszentrale für Neue Medien (BLM), die feststellte, dass es vor sechs Jahren etwa 1.900 Audioangebote im Internet gab, die von ihren Hörern im Schnitt 73 Minuten am Tag gehört wurden. Damals sorgten „Online Only“-Sender wie RNM Schlagerhölle oder Cafe80sFM für Furore. Das sind Sender, die ausschließlich im Netz zu hören sind. In der Spitze zählten sie im Schnitt jeden Tag bis zu 40.000 Zugriffe. Radio Salü kam seinerzeit auf beschauliche 4.000 Zugriffe!

Deshalb prognostizierte man diesen Radiomachern eine rosige Zukunft. Viele sahen im „Netzradio“ ein enormes Wachstumspotential und auch etliche Vorteile bei der Vermarktung gegenüber den UKW-Sendern, weil sie durch ihre musikalische Spezialisierung geringere Streuverluste aufzuweisen hätten. Schließlich könnten Webradios ihre Zielgruppe eindeutiger differenzieren und die werbetreibende Wirtschaft dadurch ihr Budget effizienter einsetzen, so die Argumentation. Dass der Boom ausgeblieben ist, heute wissen wir es. Und dass die Etablierten zu den erfolgreichsten Online-Anbietern im Markt zählen, wird auch von den Auswertungen der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse, kurz Agma, bestätigt.

Bis Ende 2013 sank die Zahl der Audioangebote im Netz von knapp über 3.000 um sieben Prozent. Sehr viele der Online Only-Sender mussten ihre Segel streichen, weil ihre Geschäftsmodelle einfach nicht tragfähig waren. In den Befragungen klagten die One-Man-Shows zudem oft über zu hohe GEMA-Gebühren und zu geringe finanzielle Unterstützung durch die Landesmedienanstalten. Außerdem hatten die UKW-Sender längst nachgerüstet und Spartenkanäle ins Netz gestellt. Das heißt, einerseits streamten sie ihr Programm eins zu eins. Andererseits boten sie ihren Hörern Kanäle mit unterschiedlichen Musikrichtungen an. Beispiel: Das „normale“ Antenne Bayern kann als Mainstream empfangen werden. Oder aber auch mit den Kulthits der 80er, garniert mit den programmspezifischen redaktionellen Inhalten des Senders. Ebenfalls im Markt tummeln sich zurzeit große Anbieter von Musikdaten­banken wie Spotify oder Soundcloud, die um das audioaffine Publikum buhlen und die anfängliche Vielfalt der privaten Webradios ein wenig harmonisiert haben.

Die letzte Studie der BLM aus dem Jahr 2014 zeigt jetzt, dass es 2.021 Audiodienste im Internet gibt, und dass mit 85 % die Online Only-Anbieter nach wie vor die Mehrheit bilden. Auch, weil immer wieder junge, mutige Programme und Dienste nachrücken, die ihr Glück versuchen. Doch klar ist auch: Zu den Platzhirschen im Internet wie auf der Ultra-Kurz-Welle zählen Antenne Bayern oder Hit Radio FFH. Die Bayern schaffen 4,8 Millionen Sessions pro Monat, die Hessen verzeichnen 2,9 Millionen Sessions. Dabei dauert eine Session im Schnitt eine Stunde und 18 Minuten. Über­raschend ist aber aus meiner Sicht, dass einige wenige Online Only-Anbieter mit den bekannten Größen durchaus mithalten können. „RauteMusik“ z.B. wird 3,4 Millionen Mal im Monat gestreamt.  Und das junge Kulturradio „detektor.fm“ kommt auf 72.716 Sessions im Monat. Beachtlich, wie ich finde.

Wer diese Zahlen nun jedoch in die harte Radio-Währung umrechnet, dürfte nicht weniger über­rascht sein. „RauteMusik“ mit seinen mehr als 20 Programmen erzielt eine Tagesreichweite von 113.000 Hörern. Das entspricht einer Nettoreichweite von geschätzten 10.000 Hörern pro Stunde. Zur Einordnung: Radio Charivari in Rosenheim hat einen vergleichbaren Wert aufzuweisen. Bei detektor.fm dürfte die Reichweite bei deutlich unter 1.000 Hörern pro Stunde liegen.

Insofern ist trotz dieser beiden Erfolgsgeschichten festzuhalten: 98 % der Online Only-Anbieter, der reinen Internetradios, haben einfach noch nicht die werberelevante Reichweite. Und genau deshalb ist zu befürchten, dass vom prophezeiten Wachstum der In-Stream-Audio-Werbung um 111 % auf 137 Millionen Euro die kleineren Anbieter wohl weniger profitieren werden.

Autor: Michael Scheidel / Fotolia: frank peters

Link: Zu den Leistungswerten aller Online-Audio-Angebote.

Die Uhr läuft ab: Radiosender warten gespannt auf die MA I 2014 am 5. März

mikrofon on air

Am Mittwoch, den 5. März 2014 wird von der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e.V. (agma) die für die Radiosender in Deutschland wichtigste Währung veröffentlicht. In der so genannten MA I 2014 wird wieder einmal ausweisen, wie groß der Radiokonsum in der Bevölkerung insgesamt ist und welche Reichweiten die einzelnen Sender erzielen. Aus diesen Gewinner- und Verliererquoten ergeben sich dann anschließend die Preise ihrer Werbespots. Und spiegeln gleichzeitig wieder, wie erfolgreich ein Sender mit seinem inhaltlichen und musikalischen Konzept ist. Aber wie wird die Radionutzung in Deutschland eigentlich ganz konkret gemessen?

Seit 1972 wird die Hörfunknutzung von der eben genannten agma durchgeführt, einem Zusammenschluss von rund 240 bedeutenden Medienanbietern, Werbetreibenden und Werbeagenturen. Sie erfasst das gesamte Radioangebot in Deutschland. Zurzeit sind dies rund 60 öffentlich-rechtliche und ca. 280 private Radiosender.

Die Grundgesamtheit und damit die Basis für die Erhebung ist die deutschsprachige Bevölkerung ab 10 Jahren. Wobei der Kreis der deutschsprachigen Bevölkerung seit dem Jahr 2008 um EU-Ausländer und weiteren Ausländern, die über einen Schulabschluß verfügen oder eine Schule besuchen, erweitert wurde (ca. 74 Millionen). Befragt werden schließlich 65.000 Kandidaten zwei Mal im Jahr (Januar/Februar und im Sommer) per Telefon. Mit der Abfrage ihrer soziodemografischen Daten geben die Teilnehmer im Wesentlichen an, welche Radiosender sie in den letzten Wochen, Tagen und Stunden gehört haben. Daraus resultieren dann die einzelnen Werte wie Weitester Hörerkreis, Tagesreichweite und durchschnittliche Stundenreichweite für jeden einzelnen Radiosender.

Die Interviews werden nach der CATI-Methode erhoben. Das heißt, der Interviewer liest die Fragen vom PC ab und gibt die Antworten anschließend in den Rechner ein. Dieses Verfahren wird seit dem Jahr 2000 angewendet.

Kritiker sagen, dass die Repräsentativbefragung der agma zu ungenau sei, weil es sich um keine punktgenaue technische Messung wie beim Fernsehen handelt. Die Teilnehmer würden lediglich zu ihrem Radiokonsum vor Vortag befragt und hier sei die Fehlerquelle zu hoch. Andere sind der Auffassung, dass auch beim TV niemand weiß, wo sich der Zuschauer während des Medienkonsums befindet. Er könne ja auch auf einem stillen Örtchen sitzen, während die Flimmerkiste läuft. In der Schweiz beispielsweise wird seit 2001 die Radio-Watch verwendet. Das ist eine Uhr mit eingebautem Mikrofon, die alle 20 Sekunden für vier Sekunden den Umgebungston erfasst und so aufzeichnet, welchen Sender die Testperson gerade eingeschaltet hat.

Ich glaube, dass jede Methode ihre Vor- und Nachteile hat und bin der Auffassung, dass die Analyse der agma gut verdeutlicht, wer im letzten halben Jahr einen ordentlichen Job gemacht hat und wer nicht. Was meinen Sie?

Übrigens: Seit kurzem läuft auch eine Messung bezüglich der Webradios. Nach Angaben der agma soll deren Teilnehmerzahl an der Befragung kontinuierlich wachsen. Ausgewertet werden hierbei lediglich die Logfiles, die natürlich keine Rückschlüsse ergeben, wer „on air“ war, sondern nur, wie viele. Mit ersten Ergebnissen ist ab April 2014 zu rechnen.

Autor: Michael Scheidel; Foto: frank peters – Fotolia