Interview: Über die Chancen und Risiken der Digitalisierung in der Hörfunk-PR

Netzwirtschaft

Michael Scheidel von RadioOffice über Bandmaschinen, Radio PR, den persönlichen Kontakt als elementaren Bestandteil für eine erfolgreiche Geschäftsbeziehung und die Digitalisierung als Chance in der Hörfunk-PR.

Bei Interesse können Sie das vollständige Interview unter www.netzwirtschaft.net lesen.

Auf den (Ton)Spuren der Hörfunk-PR

Spuren

Seit ungefähr einem Vierteljahrhundert gibt es in Deutschland auf Radio-PR spezialisierte Dienst­leister. Sie bieten privaten Radiosendern kostenlos fertig gebaute Audiobeiträge an, um im Kundenauftrag bestimmte redaktionelle Inhalte zu transportieren. Früher produzierten die Agen­turen ihre Beiträge für jeden einzelnen  Radiosender auf analogen Bandmaschinen. Auf der guten, alten Revox wurden fleißig in 19er oder 38er Geschwindigkeit mit Gelb,- Rot- und Blauband Bobbys umwickelt (Das Studio sah aus wie eine Karnevalshochburg) und dann postalisch an die interessierten Adressaten verschickt. Später folgten andere Tonträger wie DATs, Mini-Discs und CDs. Die Produktion der Beiträge dauerte viele Stunden, bis der Redakteur schließlich die Audio-Pressemitteilung in seinen Händen hielt.

Sicher, auch damals schon gab es Ansätze, wie die Redaktionen aktueller beliefert werden können. Aber das war sehr aufwendig! Ein Beispiel: Die Berichterstattung von Sport-Events in den 1990er Jahren wie z.B. der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft oder dem Internationalen Tourenwagen-Cup (ITC), an die ich mich noch sehr gut erinnere. Da stand man mit einem umgebauten Ü-Wagen auf einer Rennstrecke (Nürburgring, Singen oder Berliner Avus), bestückt mit mehreren Bandmaschinen und besorgte sich einen mobilen ISDN-Anschluss, der von einem Techniker in den Ü-Wagen verlegt wurde. Kurz nach dem Rennen wurde der produzierte Beitrag dann direkt in die Sender überspielt, per Telefon in entsprechender Qualität. Einer nach dem anderen kam dran und um Zeit zu sparen, hieß es oft: „Hey, wir schalten Euch live auf Sendung. Das geht dann fixer und die anderen sollen ja auch noch dran kommen.“

Diese alten Übertragungswege haben dank des Internets und mp3 längst ausgedient. Heute können sich Agenturen und Redaktionen in wenigen Minuten erreichen! Man braucht eine technische Grundausstattung, einen ruhigen Raum, einen schnellen Anschluss ans Netz und stresserprobte Redakteure. Unser letzter Gig in diesem Zusammenhang war der 20. Deutsche Bankentag in Berlin, auf dem Wirtschafts- und Politikgrößen wie der Bundespräsident, der Bundesfinanzminister, der Bundesbankpräsident und der Präsident des Bankenverbandes zu Wort kamen. Unsere Aufgabe: den Redaktionen mit einem Zeitversatz von ein bis zwei Stunden interessante Berichte mit O-Tönen zu liefern. Bei mehreren Beiträgen pro Tag fühlte man sich wie auf einer Rennstrecke, allerdings dieses Mal in einem Porsche und nicht in einem Ü-Wagen sitzend, denn für mich und meine Mit­streiterinnen war es wieder eine echte redaktionelle Herausforderung, die unglaublich viel Spaß machte. Zumal es ja mit den reinen O-Ton-Berichten heutzutage nicht mehr getan ist. Da wird zeitgleich getwittert, gefacebooked und so weiter.

Die Anforderungen dieser PR-Disziplin haben sich in den letzten Jahren sehr geändert. Auch wenn es manchmal den Anschein hat, als würde es nur noch den PR-Beitrag zum „Tag der Jogginghose“ geben. Die Hörfunk-PR hat Chancen, sich weiterzuentwickeln. Sie kann z.B. wie eine Hörfunk­pressestelle fungieren, aktuell und technisch einwandfrei Redaktionen Audiomaterial aus erster Hand bieten. Stellen Sie sich vor, Sie finden ein Team, das jetzt vor Ort zur WM den Redaktionen bunte Beiträge abseits des Fußballs liefert. Oder auch von Olympischen Spielen. Ist hier nicht ein Mehrwert für beide Seiten erkennbar? Ich meine ja.

Autor: Michael Scheidel

Nachtrag: Übrigens: Die ersten auf Radio-PR spezialisierten Agenturen gründeten sich bereits Ende der 1980iger Jahre und nicht später, wie mitunter behauptet wird. Dazu zählten z.B. HFN Kommunikation (Burgwedel), Schlenker-PR (Stuttgart) oder auch PublicRadio (Bad Honnef).

Einmal Radio to go, bitte!

Podcasts: Einmal Radio to go, bitte!

Podcasts: Einmal Radio to go, bitte!

Einfach das eigene Radioprogramm selbst zusammenstellen, Themen, die einen wirklich interessieren und dann das Ganze unterwegs oder beim Sport anhören – genau das bieten Podcasts. Radio to go, sozusagen.

Aber was ist ein Podcast überhaupt? Der Begriff setzt sich zusammen aus dem englischen Broadcast, was so viel wie Sendung oder Verbreitung bedeutet, und aus iPod, was inzwischen als Synonym für jegliche Art von mp3-Player verstanden wird. Als Podcasting bezeichnet man das Bereitstellen von Audiodateien im Internet. Der Podcast selbst ist eine Reihe von einzelnen hörbaren Episoden, meist zu einem bestimmten Themenbereich, die in der Regel heruntergeladen und zu einem späteren Zeitpunkt angehört werden. Dazu nutzen die Hörer meist einen sogenannten Podcatcher, ein Programm, mit dem Podcasts abonniert werden können (berühmtestes Beispiel: iTunes) und der Nutzer beim Erscheinen neuer Episoden direkt benachrichtigt wird. Inzwischen stehen aber die meisten Podcasts auch als Stream zur Verfügung, sodass sie sofort online abgespielt und angehört werden können.

Die ersten Podcasts entstanden Anfang der 2000er Jahre, hauptsächlich von privaten Podcastern. Wer sich heute bei iTunes umsieht, findet auch zahlreiche professionelle Anbieter. Inzwischen bieten auch fast alle Radiosender bestimmte Themensendungen, Interviews oder Beiträge zum Nachhören als Podcast an. Und: Sogar die Kanzlerin podcastet, und zwar nicht nur im Audio- sondern auch im Video-Format (Vodcast) unter dem Titel „Angela Merkel – Die Kanzlerin direkt“.

Ein besonderer Vorteil von Podcasts ist, dass sie genau auf ihr Einsatzgebiet, genau auf ihre Zielgruppe zugeschnitten sind. Das heißt, dass beispielsweise Podcasts zum Thema Gesundheit auch vornehmlich von Nutzern gehört werden, die sich für diesen Themenbereich im Besonderen interessieren. Und wer sich die Arbeit der Bundesregierung noch einmal erklären lassen will, hört sich den Podcast der Kanzlerin an. Streuverluste, wie man sie sonst aus dem Radio kennt, treten demnach kaum auf.

So vielfältig wie die Themengebiete sind auch die Einsatzbereiche von Podcasts – zum Beispiel auch als PR-Instrument. Viele Unternehmen machen sich die Vorteile von Podcasts bereits zunutze. Grundsätzlich sind hier zwei Varianten möglich: Das Unternehmen, der Verband oder die Institution nutzt Podcasts als Mittel zur internen Kommunikation. So können Informationen zu Neuerungen, aktuellen Veranstaltungen oder bevorstehenden Projekten den Mitarbeitern direkt zur Verfügung gestellt werden. Als zweite Variante wendet sich das Unternehmen unmittelbar an den Kunden, sprich den Endverbraucher. Ob wöchentlich im Ratgeberstil, mehrmals im Jahr mit aktuellen Infos zu Produktneuheiten, zu saisonalen Veranstaltungen oder Aktionen – Themen mit Servicecharakter und einem Verbrauchernutzen sind als Podcast sehr gut geeignet. Wichtig ist, die Beiträge dann nicht einfach auf der firmeneigenen Homepage zu „parken“, sondern Podcatcher wie iTunes oder die Verbreitung über Podcast-Portale wie zum Beispiel www.podcast-office.de zu nutzen. Richtig aufbereitet und angewandt kann der Podcast also ein effizientes PR-Instrument sein.

Autorin: Iris Mohr