Am Mittwoch, den 5. März 2014 wird von der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e.V. (agma) die für die Radiosender in Deutschland wichtigste Währung veröffentlicht. In der so genannten MA I 2014 wird wieder einmal ausweisen, wie groß der Radiokonsum in der Bevölkerung insgesamt ist und welche Reichweiten die einzelnen Sender erzielen. Aus diesen Gewinner- und Verliererquoten ergeben sich dann anschließend die Preise ihrer Werbespots. Und spiegeln gleichzeitig wieder, wie erfolgreich ein Sender mit seinem inhaltlichen und musikalischen Konzept ist. Aber wie wird die Radionutzung in Deutschland eigentlich ganz konkret gemessen?
Seit 1972 wird die Hörfunknutzung von der eben genannten agma durchgeführt, einem Zusammenschluss von rund 240 bedeutenden Medienanbietern, Werbetreibenden und Werbeagenturen. Sie erfasst das gesamte Radioangebot in Deutschland. Zurzeit sind dies rund 60 öffentlich-rechtliche und ca. 280 private Radiosender.
Die Grundgesamtheit und damit die Basis für die Erhebung ist die deutschsprachige Bevölkerung ab 10 Jahren. Wobei der Kreis der deutschsprachigen Bevölkerung seit dem Jahr 2008 um EU-Ausländer und weiteren Ausländern, die über einen Schulabschluß verfügen oder eine Schule besuchen, erweitert wurde (ca. 74 Millionen). Befragt werden schließlich 65.000 Kandidaten zwei Mal im Jahr (Januar/Februar und im Sommer) per Telefon. Mit der Abfrage ihrer soziodemografischen Daten geben die Teilnehmer im Wesentlichen an, welche Radiosender sie in den letzten Wochen, Tagen und Stunden gehört haben. Daraus resultieren dann die einzelnen Werte wie Weitester Hörerkreis, Tagesreichweite und durchschnittliche Stundenreichweite für jeden einzelnen Radiosender.
Die Interviews werden nach der CATI-Methode erhoben. Das heißt, der Interviewer liest die Fragen vom PC ab und gibt die Antworten anschließend in den Rechner ein. Dieses Verfahren wird seit dem Jahr 2000 angewendet.
Kritiker sagen, dass die Repräsentativbefragung der agma zu ungenau sei, weil es sich um keine punktgenaue technische Messung wie beim Fernsehen handelt. Die Teilnehmer würden lediglich zu ihrem Radiokonsum vor Vortag befragt und hier sei die Fehlerquelle zu hoch. Andere sind der Auffassung, dass auch beim TV niemand weiß, wo sich der Zuschauer während des Medienkonsums befindet. Er könne ja auch auf einem stillen Örtchen sitzen, während die Flimmerkiste läuft. In der Schweiz beispielsweise wird seit 2001 die Radio-Watch verwendet. Das ist eine Uhr mit eingebautem Mikrofon, die alle 20 Sekunden für vier Sekunden den Umgebungston erfasst und so aufzeichnet, welchen Sender die Testperson gerade eingeschaltet hat.
Ich glaube, dass jede Methode ihre Vor- und Nachteile hat und bin der Auffassung, dass die Analyse der agma gut verdeutlicht, wer im letzten halben Jahr einen ordentlichen Job gemacht hat und wer nicht. Was meinen Sie?
Übrigens: Seit kurzem läuft auch eine Messung bezüglich der Webradios. Nach Angaben der agma soll deren Teilnehmerzahl an der Befragung kontinuierlich wachsen. Ausgewertet werden hierbei lediglich die Logfiles, die natürlich keine Rückschlüsse ergeben, wer „on air“ war, sondern nur, wie viele. Mit ersten Ergebnissen ist ab April 2014 zu rechnen.
Autor: Michael Scheidel; Foto: frank peters – Fotolia