Hochschulradios: Vom Hörsaal ins Radio

Wie landet man eigentlich beim Radio? Nicht selten führt der Weg über ein Hochschulradio und einige der heutigen Moderatoren und Redakteure haben ihre ersten Hörfunkschritte in einem Studio eines Campus-Senders gemacht. In ganz Deutschland gibt es an vielen Universitäten solche Sender, die meistens ausschließlich von Studierenden in Eigenregie betrieben werden. Am häufigsten wird stundenweise auf der Frequenz eines lokalen Senders gesendet, da es in nur wenigen Bundesländern eigene Lizenzklassen für gibt. Eine gängige Alternative ist inzwischen auch die Verbreitung via Internet. Die Finanzierung wird in den meisten Fällen über einen Verein geregelt, wie zum Beispiel beim Hochschulradio der Universität Bonn und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg: bonnFM. Wie sich das Campusradio in Bonn entwickelt hat und warum es sich für radioaffine Studierende lohnen kann, bei einem Uniradio mitzumachen, dazu hat uns Gavin Karlmeier von bonnFM einige Fragen beantwortet.

Herr Karlmeier, wann wurde das Uni-Radio Bonn gegründet und wie kam es dazu?

Die Geschichte von bonnFM ist tatsächlich schon etwas länger und reicht bis ins Jahr 2005 zurück. Damals gab es noch mit dem viel diskutierten „Bonner Modell“ eine Lösung, nach der sich mehrere Campusradios gemeinsam eine Frequenz geteilt haben. Mit der Zeit stellte sich heraus, dass die Fragmentierung eigentlich nur einen unsinnigen Mehraufwand bedeutet, sodass sich aus diesem Sender zwei Stationen herauskristallisiert haben. Und diese haben dann im Jahr 2013 fusioniert – das war dann tatsächlich die Gründung vom Bonner Campusradio bonnFM, wie man es heute kennt.

Als was versteht sich bonnFM: als Ausbildungsradio? Lokalsender?

Wir sehen uns da in einer ganz komfortablen Position: Zum einen bedienen wir hauptsächlich in Bonn und St. Augustin ein studentisches Publikum mit einem Schwerpunkt auf lokalen Inhalten, sprich: Wenn in der Stadt ein spannendes Konzert stattfindet, wird man es mit großer Wahrscheinlichkeit zuerst bei uns mitbekommen. Andererseits sind wir ein Ausbildungsradio, bei dem jeder „Neue“ in seiner ersten Schicht ans Mikrofon darf, bei dem die Moderatoren die Reporter ausbilden und bei dem die Mentalität, Wissen weiterzugeben, sehr groß geschrieben wird. Um die Frage also zu beantworten: Sowohl als auch. bonnFM darf sich ausprobieren, darf aber auch Dinge ansprechen, die bei „den Großen“ vielleicht keine Rolle spielen würden. Dass unsere Musikauswahl auch eine eigene Farbe abdeckt, versteht da ja dann vielleicht sogar noch von selbst.

Wer kann bei bonnFM mitmachen? Gibt es irgendwelche Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen?

Grundsätzlich schadet es nicht, wenn man sich für eine journalistische Auseinandersetzung mit Themen interessiert – wenn man Inhalte gerne anschaulich verarbeiten, recherchieren und weiterdenken möchte. Darüber hinaus ist ein Faible für den Hörfunk von großem Vorteil! 😉 Im Grunde aber: Bei uns kann eigentlich jeder mitmachen, in dem er uns eine Mail an ausbildung@bonn.fm schickt.

Und was lernen die Studierenden dort? Und hat die Teilnahme Vorteile für Studierende, die nach dem Studium bei einem Radiosender arbeiten möchten?

Sicherlich gibt der Punkt „bonnFM“ auf dem Lebenslauf am Ende kein Freilos für die weitere Ausbildung in Medienhäusern und Rundfunkanstalten. Dennoch würde ich die Frage mit einem klaren „Ja!“ beantworten. Die Aneignung von Grundlagen, die Möglichkeit, sich journalistisch und am Mikrofon auszuprobieren und die gesammelte Erfahrung, in einem jungen journalistischen Team zusammenzuarbeiten, schaden ganz sicher nicht bei einer Karriere im Radio. Die Vergangenheit zeigt übrigens auch, dass viele, die nun Tag für Tag im Radio (nicht nur) zu hören sind, ihre Anfänge im Campusradio gefunden haben.

Vielen Dank für das Interview!

Wer gerne reinhören möchte: Über UKW in Bonn auf 96,8 MHz oder per Livestream http://bonn.fm/hoeren.

Autorin: Iris Mohr; Foto: Fotolia, PHOTOMORPHIC PTE.LTD

Outtakes – Kurioses aus unserem Studio

Mikrofon

Schon seit geraumer Zeit verfolgen wir mit großem Interesse, wie Sie mit großem Interesse unsere Beiträge verfolgen. Jene hörbaren Stücke, in ihrer Perfektion und Beispiellosigkeit natürlich kaum zu übertreffen, unterliegen einem geheimnisvollen Entstehungsprozess, in den wir Ihnen heute einen kleinen Einblick gewähren wollen. Denn eine solche Produktion ist nicht immer so einfach wie es aussieht – also sich anhört.

Autorin: Iris Mohr; Foto: Fotolia – ©2006 James Steidl James Group Studios inc.

Moderne Audionutzung: Wer hört was, wann, wo?

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Hörspiele und Hörbücher, Musik und Podcasts: Audio nutzen wir mehr, als wir denken. Morgens weckt uns das Radio, auf dem Weg zur Arbeit hören wir unsere Lieblingsmusik im Auto oder über das Smartphone und am Abend lauschen wir vielleicht noch einem spannenden Hörbuch. Vom UKW-Radio über CDs bis hin zum mp3-Player – Möglichkeiten Audio zu konsumieren gibt es viele. Aber welche werden am häufigsten genutzt? In welchen Situationen? Und wer sind die Nutzer? Mit diesen Fragen hat sich das Marktforschungsinstitut Facit Media Efficiency in seiner aktuellen Studie „Age of Ears – die digitale Audio-Society und ihre Typologie“ beschäftigt.

1/3 nutzt nur UKW / 2/3 fahren auf digitales Audio ab

Eines direkt vorweg: 64 Prozent der Deutschen nutzen Smartphone, Tablet oder mp3-Player, um sich Musik und Co. anzuhören. Die mobile Audionutzung gewinnt somit an Bedeutung. Ein wichtiger Aspekt, den Entscheider in Sachen Audio im Mediamix berücksichtigen sollten. Schauen wir uns nun die wichtigsten Ergebnisse der Studie an. Rund ein Drittel der Befragten gaben an, nur das klassische UKW-Radio zu hören, bzw. Tonträger wie CD oder LP zu nutzen. Die bereits erwähnten anderen zwei Drittel machen dagegen überwiegend von digitalen Audio-Angeboten Gebrauch. Die Gruppe lässt sich wiederum in fünf Typen aufteilen: Lover, Mobile Natives, Transformer, Traditionals und Selectives.

Audio-Lover (4,8 Millionen)

Sie sind in der Regel männlich, Mitte 30 und Besserverdiener. Grundsätzlich lieben sie die Möglichkeit, Audio-Angebote jederzeit und auf allen Geräten konsumieren zu können.

Mobile Natives (8,3 Millionen)

Sie sind eher unter 30, unter ihnen sind ähnlich viele Männer wie Frauen und sie sind sehr auf mobile Geräte wie das Smartphone und Musik-Streamingdienste fokussiert.

Transformer (mit 10 Millionen die größte Gruppe)

Sie sind im Schnitt 40 Jahre alt und nutzen CDs und Platten sowie häufiger auch mobile Audio-Angebote.

Traditionals (9,7 Millionen)

Sie nutzen – wie der Name schon sagt – eher traditionelle Angebote wie das UKW-Radio oder die Stereoanlage. Zwar wird Audio auch auf mobilen Geräten gehört, jedoch nicht so häufig.

Selectives (7,7 Millionen)

Sie weisen die geringste Audio-Nutzung unter den fünf Typen auf. Wenn sie aber beispielsweise Musik anhören, dann am ehesten mit mobilen Geräten.

Es lässt sich also festhalten, dass die Audionutzung sehr ausgeprägt und vor allem vielfältig ist. Die Digitalisierung hat den Nutzern ermöglicht, jederzeit – ob zu Hause oder unterwegs – auf ihre Audio-Angebote zuzugreifen, je nach Situation, ganz individuell. Aus unserer Sicht besonders erfreulich: Audio ist „in“. Und auch das klassische UKW-Radio scheint sich (bislang) nicht von den digitalen Entwicklungen verdrängen zu lassen.

Die Pressemitteilung zur Studie finden Sie übrigens hier, viele weitere Informationen rund um das Thema Audio hier.

Autorin: Iris Mohr; Foto: Age of Ears

Webradios: Audioangebote im Netz nähern sich der 10.000er-Marke

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Schon im letzten Jahr zeichnete sich ein klarer Trend ab: Die Nutzung von Online-Audioangeboten steigt. Und zwar deutlich, wie die aktuellen Vorabergebnisse des Webradiomonitors 2015 der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien und des Bundesverbands digitale Wirtschaft zeigen.

Bei der ersten Erhebung im Jahr 2009 wurden noch 1.900 Audioangebote gezählt, im letzten Jahr dann knapp über 2.000. Keine bahnbrechende Steigerung, wenn man den Zeitraum von fünf Jahren berücksichtigt. Dafür gab es in den letzten zwölf Monaten einen starken Zuwachs. 9.792 Webradios stehen den Nutzern derzeit zur Verfügung – Tendenz weiter steigend. Kurz zur Erläuterung: Diese Zahl setzt sich aus verschiedenen Angeboten zusammen. 2014 wurden sieben Angebotsformen erfasst: Online-Only-Webradios, UKW/DAB+ im Internet (also die Kopie der klassischen Radioprogramme als Stream im Netz), die UKW/DAB+ Submarke (Sondersendungen z.B. zu bestimmten Musikrichtungen, die die Sender ausschließlich online anbieten), Musik-Plattformen wie beispielsweise Spotify, Personal Radio und User Generated Radio wie laut.fm sowie Aggregatoren wie radio.de oder phonostar.de, die lediglich die Programme wiedergeben. Weitere Erklärungen dazu gibt es in der Ergebnispräsentation des Webradiomonitors 2014 oder hier im Blog.

Eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Online-Audioangebote spielen Smartphone und Tablet, denn laut Befragung rufen ein Drittel der Nutzer Webradios über mobile Endgeräte ab. Aber: Acht von zehn Usern bestätigten, dass ein begrenztes Datenvolumen im Mobilfunktarif die mobile Nutzung der Audio-Angebote erschwert. Daher wünschten sich die meisten bessere Flatrates für mobile Daten oder auch eine bessere Verbreitung von LTE.

Die ausführlichen Ergebnisse der Befragung sollen am 22. Oktober auf den Medientagen München vorgestellt werden. Vorabinformationen gibt es bei der BLM und bei webradiomonitor.de. Dort stehen auch die Ergebnisse der vergangenen Studien zur Verfügung.

Autorin: Iris Mohr; Foto: Vldev, Fotolia

Refugee Radio: Radiosender starten Info-Programm für Flüchtlinge

Refugee Radio

Um Flüchtlingen bei ihrer Ankunft etwas Orientierung und vor allem Informationen zu bieten, hat das Funkhaus Europa zusammen mit dem WDR, dem RBB und Radio Bremen das Projekt „Refugee Radio“ ins Leben gerufen. Zwei Mal täglich, um 11:55 Uhr und um 23:55 Uhr, werden die wichtigsten Infos des Tages zusammengefasst und auf Englisch und Arabisch gesendet. Laut WDR stehen vor allem die Themen Gesundheit, Recht und Integration im Vordergrund, außerdem wird über ehrenamtliche Initiativen sowie aktuelle Neuigkeiten zur Flüchtlingsroute informiert. Zu empfangen ist das Refugee Radio über die UKW-Frequenz des Funkhaus Europa, über das Smartphone mit der kostenlosen App des WDR oder zum Nachhören auf funkhauseuropa.de als Podcast.

Autorin: Iris Mohr; Foto: Screenshot wdr.de

Der Deutsche Radiopreis 2015: Das sind die Gewinner!

Radiopreis

Gestern Abend wurde in Hamburg zum fünften Mal der Deutsche Radiopreis verliehen. Die Grimme-Jury würdigte mit dem Preis unter anderem die beste Moderatorin und den besten Moderator, das beste Interview oder auch die beste Morgensendung.

Hier die Gewinner

Beste Comedy: Jochen Drechsler und Philipp Schmid von 98.8 KISS FM für „Prenzlauer Berg News“

Beste Innovation: Matthias Pfaff und Marco Brandt von RADIO PSR für die Info-App

Beste Moderatorin: Siham El-Maimouni vom WDR Funkhaus Europa

Bester Moderator: Thorsten Schorn von 1LIVE

Bestes Interview: Michael Kothes und Adrian Winkler von WDR 3 für die Interviews mit Fritz J. Raddatz

Beste Morgensendung: Andreas Kuhlage und Jens Hardeland von N-JOY

Bestes Nachrichten- und Informationsformat: Katharina Jansen und Gregor Glöckner vom SWR3-Report

Bester Newcomer: Julia Bamberg von ffn

Beste Programmaktion: Ron Perduss und Nina Siegers von radioBerlin 88,8 für den „Sonderzug nach Pankow“

Beste Reportage: Yvonne Fricke und Toni Schmitt von 105,5 Spreeradio für „Schlepperbanden – Menschenleben werden Ware“

Beste Sendung: Stefan Schwabeneder und Stefan Kreutzer von BAYERN 3 für die Sendung „Drei Religionen, ein Humor“

Sonderpreis: Die Band a-ha

Videos und Bilder der Gala und der Gewinner gibt es auf www.deutscher-radiopreis.de.

Autorin: Iris Mohr; Foto: Screenshot www.deutscher-radiopreis.de

Kinderradio: Sender und Sendungen speziell für Kids

Sweet young girl and retro dusty radio

Welchen Radiosender hören Kinder eigentlich gerne? Wahrscheinlich den, den die Eltern selbst am liebsten hören. Dabei ist das Radio-Angebot für den Nachwuchs inzwischen groß. Und besonders im Netz gibt es zahlreiche Streams und Podcasts, die sich speziell an die jüngsten Hörer richten. Hier eine kleine Auswahl.

Ein bekannter Vertreter ist zum Beispiel Radio Teddy. Seit 2005 als Vollprogramm in Potsdam auf Sendung, kann der kommerzielle Sender inzwischen in Berlin, Kassel, Schwerin, Koblenz und Rostock über UKW empfangen werden. In Hessen ist auch der Empfang via DAB+ möglich und natürlich kann über die Webseite auch ein Livestream angehört werden. Radio Teddy richtet sich sowohl an die Kinder als auch an ihre Eltern. Das spiegelt sich natürlich auch im Programm wieder: Der Morgen beginnt mit einer bunten Sendung für die ganze Familie mit Musik und kindgerechten Nachrichten. Der Vormittag, während die Kinder in der Schule sind, ist für die Eltern gedacht mit Ratgeberthemen, Tipps und entsprechender Musik. Gegen Abend stehen dann zum Beispiel Hörspiele und Geschichten auf dem Programm.

Als nicht-kommerzieller Sender bietet Radiojojo via DAB in Berlin und Brandenburg ein auf Kinder zugeschnittenes Programm. Radiojojo verspricht ein „spannendes, fröhliches, gewaltfreies und pädagogisch sinnvolles Programm“ für Kinder von drei bis 13 Jahren. Zudem gibt es viele internationale Projekte, die den Austausch zwischen den Kindern aus verschiedenen Ländern auf den Weg bringen sollen.  Und: Kinder können auch selbst Radio machen, zum Beispiel mit der eigenen Schulklasse.

Auch die öffentlich-rechtlichen Sender bieten Sendungen für Kinder – sowohl zu bestimmten Zeiten im laufenden Programm als auch im Netz auf eigenen Webseiten als dauerhafter Stream. Figarino lautet zum Beispiel das Angebot des MDR. Hauptfiguren sind natürlich Figarino selbst, der einen Fahrradladen besitzt und dementsprechend gerne an Fahrrädern schraubt, und sein Kater, Long John Silver. In begrenzten Zeitfenstern kann das Kinderprogramm auf der Frequenz von MDR Figaro empfangen werden. So können die Kinder samstagsabends den Abenteuern von Figarino und Long John Silver lauschen, jeweils samstags- und sonntagsvormittags stehen Hörspiele, Geschichten oder Reportagen auf dem Programm, die zum Teil auch von den Kinderreportern erzählt werden. Über die Webseite kann der Stream rund um die Uhr angehört werden. Einzelne Sendungen stehen außerdem auch nachträglich zum Download zur Verfügung.

Ein ähnliches Angebot bietet der WDR in Nordrhein-Westfalen mit KiRaKa. Über den Stream der Webseite ist KiRaKa täglich von 6 bis 22 Uhr zu hören. Über WDR5 kann das Kinderprogramm am Mittag für eine Stunde über UKW empfangen werden, am Abend läuft eine Stunde lang die „Bärenbude“, eine „Sendung für Radioanfänger“. Die Kinder werden bei KiRaKa ausdrücklich zum Mitmachen aufgerufen. Das gilt nicht nur für das „Radio machen“ an sich, sondern bezieht sich auch auf deren Beteiligung an den Sendungen. Per Internet und Telefon (kostenlos) können die Kids bei Rätseln mitraten, Fragen stellen, die Charts bestimmen oder Musikwünsche äußern.

Einen sehr guten Überblick über das Kinderradio-Angebot bietet Radio.de. Hier können nicht nur die Streams der gängigen Kinderradio-Sender und deren Sendungen angehört werden, sondern man findet auch ganz spezielle Streams, wie zum Beispiel Radio4Baby (für Säuglinge und Schwangere), AbRaCaDaBra (englischsprachige Kinderlieder), Baby Joy (türkisches Kinderradio) oder PolskaStacja (polnisches Kinderradio).

Autor: Iris Mohr; Foto: Fotolia, zdravinjo

Reportage, BmO und Co.: Die Beitragsformen im Radio

Beitragsformen

Interview, Beitrag, Reportage oder Kollegengespräch: Auch wenn der BmO (Beitrag mit O-Tönen) ein echter Klassiker in den Radioprogrammen ist, so stehen den Radiomachern doch noch viele andere Möglichkeiten offen, ein Thema darzustellen. Für welche man sich entscheidet, hängt letztendlich vom Thema selbst, der Situation bzw. der Aktualität und natürlich auch dem Format des Senders ab. Hier nun ein kleiner Überblick über die wichtigsten Beitragsformen im Radio:

Die Reportage: Eine Reportage wird meist bei aktuellen Ereignissen oder neuen Entwicklungen eines bereits bekannten Themas eingesetzt. Deshalb berichtet ein Reporter oder eine Reporterin auch immer direkt vom Ort des Geschehens. Er oder sie vermittelt den Hörern so einen Eindruck von der Situation. Häufig sind Hintergrundgeräusche oder auch O-Töne von Passanten oder Anwohnern zu hören. Eine Reportage wirkt dadurch oft sehr lebendig.

Die Meldung: Unter einer Meldung versteht man einen kurzen Aufsager. Sie enthält in der Regel keine O-Töne und wird vom Moderator während der Sendung – beispielsweise zwischen zwei Musikstücken – vorgetragen. Meist handelt es sich dabei um Veranstaltungshinweise oder zum Beispiel auch kuriose und neue Studienergebnisse, die für die Hörer relevant sind und somit einen Verbrauchernutzen haben.

Das Feature: Das Feature ist ein eher längerer Beitrag, der nicht nur über ein bestimmtes Thema informiert, sondern auch künstlerische Elemente enthält, wie zum Beispiel Geräusche oder Musik. Außerdem kann durch den Ablauf und die Zusammenstellung des Materials eine besondere Atmosphäre erzeugt werden. Ein weiteres Merkmal: Das Thema wird häufig von mehreren Seiten beleuchtet und verschiedene Meinungen aufgezeigt.

Das Kollegengespräch: Im Prinzip ist das Kollegengespräch eine Unterhaltung zwischen dem Moderator, der durch die Sendung führt, und einem Reporter, der sich über das entsprechende Thema informiert hat. Das Kollegengespräch wird häufig für Verbrauchertipps oder lokale Informationen eingesetzt und kann O-Töne eines Experten enthalten, die während des Gespräches kurz eingespielt werden. Von der Länge her entspricht ein solches Gespräch ungefähr einem BmO (Wie ein guter BmO aussehen sollte, erfahren Sie hier).

Die Collage: Den Begriff Collage kennen viele wahrscheinlich noch aus der Schulzeit, genauer aus dem Kunstunterricht. Dabei werden zum Beispiel einzelnde Stücke aus Papier, zum Beispiel der Zeitung, neu zusammengesetzt und aneinandergeklebt. Auch bei der Radio-Collage werden einzelne Stücke neu zusamengefügt. Das können O-Töne, Moderationssätze, Nachrichten-Elemente, Musik oder Interviewpassagen sein. Im Vordergrund steht im Vergleich zum Feature jedoch der künstlerische Aspekt. Gleichzeitig soll die Collage eine Atmosphäre schaffen, eine besondere Stimmung erzeugen.

Wer noch mehr Infos möchte: Eine gute Übersicht über weitere Beitragsformen im Hörfunk gibt es hier

https://www.lmz-bw.de/journalistische-elemente-radioarbeit.html

und hier

http://www.gfk3.muc.kobis.de/index.php?id=498 .

Autorin: Iris Mohr; Foto: Fotolia – Oleksiy Mark

Ab vors Mikro! Mach mit beim Jugendradiotag 2015

Rear view of female dj working in front of a microphone

Wolltest Du auch immer schon mal gerne selbst im Radiostudio vor dem Mikrofon stehen? Oder als Reporter in Deiner Stadt unterwegs sein? Dann bewirb Dich jetzt für den Jugendradiotag 2015 des BR-Klassik, der Klassikwelle des Bayerischen Rundfunks. Unter dem Motto „Das hören wir“ überlässt der Sender am 26. September jungen Leuten seine Studios.

Mit Hilfe der Jugendredaktion des BR-Klassik erarbeitet der Radio-Nachwuchs Beiträge, Reportagen, Collagen, Interviews und Umfragen, stellt das Musikprogramm zusammen und moderiert einen Tag lang live. Wer zwischen 16 und 25 Jahre alt ist und sich für das Medium Radio interessiert, kann sich noch bis zum 15. Juni einfach online unter www.br-klassik.de/jugendradiotag bewerben. In Castings in Nürnberg und München werden dann die Teilnehmer ausgewählt.

Foto: Fotolia – Dmitri Maruta

Radio und Social Media – die erfolgreichsten Sender im Netz

radio und social media

Für Radiosender ist es die wichtigste Zahl: Die Hörerreichweite. Und welche Rolle spielen heutzutage Likes, Follower und Retweets in den sozialen Netzwerken? Sicher auch eine wichtige. Schließlich kann sich kaum ein Sender noch Facebook und Twitter entziehen – große Stationen warten sogar mit eigenen Social-Media-Teams auf. Aber wer hat die meisten Fans? Bedeutet eine große Reichweite des Senders auch gleichzeitig eine große Anzahl an Likes in puncto Social Media?

Mit dem Tool „Social Media Charts der Radiosender” des Radioportals radioszene.de kann genau das überprüft werden. Jeden Tag werden dort 566 deutschsprachige Sender aus Deutschland, der Schweiz und Österreich im Hinblick auf ihre Social-Media-Aktivitäten analysiert. Ich möchte mich aber zunächst einmal nur auf die Sender aus Deutschland konzentrieren. Die Senderlandschaft in Österreich und der Schweiz wird in nächster Zeit sicher noch einmal gesondert in einem Artikel berücksichtigt.

Auf Platz eins der deutschsprachigen Sender mit den meisten Facebook-Fans liegt derzeit (Stand 27. März 2015) Antenne Bayern mit 460.588 Gefällt-mir-Angaben. Platz zwei belegt die Jugendwelle 1Live mit 415.796 Likes. Es folgen bigFM (349.654), sunshine live (347.226) und Deluxe Radio (298.694). Die ersten fünf Plätze teilen sich also vier private und ein öffentlich-rechtlicher Sender. Aber welche Zielgruppen haben die Sender und um welche Formate handelt es sich? Wie bereits erwähnt handelt es sich bei 1Live um eine Jugendwelle, die aktuelle Charts (Contemporary Hit Radio) für die jüngere Hörerschaft der 14- bis 39-Jährigen spielt. Gleiches gilt für bigFM und hinsichtlich der Zielgruppe auch für sunshine live. Musikalisch wird beim Viertplatzierten aber auf Dance, House und Techno gesetzt. Deluxe Radio, das hauptsächlich via Livestream empfangen wird, richtet sich an eine etwas ältere Zielgruppe  (25 bis 54) und sendet ohne Moderation Jazz, Soul und Chillout-Musik. Der Spitzenreiter in Sachen Facebook-Fans, Antenne Bayern, spielt das klassische AC-Format für die 24- bis 49-Jährigen. Mich persönlich hat es erstaunt, dass mit Deluxe Radio ein Sender, der ohne Wortanteil und UKW-Frequenz auskommt, in den Top 5 der Facebook-Fans gelistet ist. Das macht wohl noch einmal deutlich, welche Rolle Webradios inzwischen spielen. Nicht ohne Grund werden im Zuge der Media-Analyse nun auch die Webradios zwei Mal jährlich unter die Lupe genommen .

Sehen wir uns die Reichweiten der Sender an, und zwar ganz genau die Stundenreichweiten, dann fällt auf, dass die Reihenfolge bei der Anzahl der Facebook-Fans genau der Reihenfolge der jeweiligen Stundenreichweiten entspricht. Das heißt: Antenne Bayern kann mit der größten Hörerzahl pro Stunde (1.397.000 Mio / Stand ma Radio I 2015) auch gleichzeitig die meisten Likes bei Facebook vorweisen. Es folgen 1Live, bigFM und sunshine live. Deluxe Radio bleibt an dieser Stelle außen vor, da keine Informationen zur Stundenreichweite vorliegen.

Bei dem Kurznachrichtendienst Twitter sieht die Sache allerdings anders aus. Hier finden wir den Sender 1Live auf dem ersten Platz mit 176.192 Followern (Stand 27.03.2015). Von den übrigen Top 5 Sendern mit den meisten Facebook-Fans taucht in der Top-5-Liste von Twitter keiner mehr auf. Stattdessen folgen auf Platz zwei SWR3 mit 77.287, Deutschlandradio Kultur mit 51.990, Deutschlandfunk mit 49.349 und NJOY mit 45.915 Followern. Vergleicht man die Anzahl der Follower mit der Stundenreichweite der Sender, ergibt sich folgendes Bild: Der erstplatzierte Sender 1Live erreicht laut aktueller ma Radio I 1.076.000 Millionen Hörer pro Stunde. SWR hat mit 1.123.000 Millionen dagegen eine höhere Stundenreichweite. Deutschlandradio Kultur weist mit aktuell  460.000 Hörern  die geringste Reichweite auf, Deutschlandfunk mit 1.650.000 hingegen die höchste. NJOY liegt – bei Twitter auf Platz fünf – mit 1.380.000 Millionen noch vor dem erstplatzierten Sender 1Live.

Folgendes können wir also festhalten: Zumindest bei Facebook scheint die Zahl der Fans mit der Hörerreichweite in einem Zusammenhang zu stehen. Zumindest für die Top-5-Sender gilt: Je größer die Stundenreichweite, desto höher ist die Anzahl der Gefällt-mir-Angaben bei Facebook. Bei Twitter spielt die Reichweite offenbar keine Rolle für die Anzahl der Follower. Auf den ersten fünf Plätzen finden sich sowohl sehr reichweitenstarke Sender als auch solche, die eine geringere Reichweite aufweisen. Selbstverständlich kann man nicht davon ausgehen, dass beispielsweise alle Facebook-Fans von Antenne Bayern auch jeden einzelnen Post lesen, kommentieren oder teilen. Aber selbst wenn nur die Hälfte mit einem Eintrag erreicht wird, dann sprechen wir immer noch über etwa 200.000 Menschen – und das entspricht ungefähr der Stundenreichweite von RPR1.

Autorin: Iris Mohr