Wie landet man eigentlich beim Radio? Nicht selten führt der Weg über ein Hochschulradio und einige der heutigen Moderatoren und Redakteure haben ihre ersten Hörfunkschritte in einem Studio eines Campus-Senders gemacht. In ganz Deutschland gibt es an vielen Universitäten solche Sender, die meistens ausschließlich von Studierenden in Eigenregie betrieben werden. Am häufigsten wird stundenweise auf der Frequenz eines lokalen Senders gesendet, da es in nur wenigen Bundesländern eigene Lizenzklassen für gibt. Eine gängige Alternative ist inzwischen auch die Verbreitung via Internet. Die Finanzierung wird in den meisten Fällen über einen Verein geregelt, wie zum Beispiel beim Hochschulradio der Universität Bonn und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg: bonnFM. Wie sich das Campusradio in Bonn entwickelt hat und warum es sich für radioaffine Studierende lohnen kann, bei einem Uniradio mitzumachen, dazu hat uns Gavin Karlmeier von bonnFM einige Fragen beantwortet.
Herr Karlmeier, wann wurde das Uni-Radio Bonn gegründet und wie kam es dazu?
Die Geschichte von bonnFM ist tatsächlich schon etwas länger und reicht bis ins Jahr 2005 zurück. Damals gab es noch mit dem viel diskutierten „Bonner Modell“ eine Lösung, nach der sich mehrere Campusradios gemeinsam eine Frequenz geteilt haben. Mit der Zeit stellte sich heraus, dass die Fragmentierung eigentlich nur einen unsinnigen Mehraufwand bedeutet, sodass sich aus diesem Sender zwei Stationen herauskristallisiert haben. Und diese haben dann im Jahr 2013 fusioniert – das war dann tatsächlich die Gründung vom Bonner Campusradio bonnFM, wie man es heute kennt.
Als was versteht sich bonnFM: als Ausbildungsradio? Lokalsender?
Wir sehen uns da in einer ganz komfortablen Position: Zum einen bedienen wir hauptsächlich in Bonn und St. Augustin ein studentisches Publikum mit einem Schwerpunkt auf lokalen Inhalten, sprich: Wenn in der Stadt ein spannendes Konzert stattfindet, wird man es mit großer Wahrscheinlichkeit zuerst bei uns mitbekommen. Andererseits sind wir ein Ausbildungsradio, bei dem jeder „Neue“ in seiner ersten Schicht ans Mikrofon darf, bei dem die Moderatoren die Reporter ausbilden und bei dem die Mentalität, Wissen weiterzugeben, sehr groß geschrieben wird. Um die Frage also zu beantworten: Sowohl als auch. bonnFM darf sich ausprobieren, darf aber auch Dinge ansprechen, die bei „den Großen“ vielleicht keine Rolle spielen würden. Dass unsere Musikauswahl auch eine eigene Farbe abdeckt, versteht da ja dann vielleicht sogar noch von selbst.
Wer kann bei bonnFM mitmachen? Gibt es irgendwelche Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen?
Grundsätzlich schadet es nicht, wenn man sich für eine journalistische Auseinandersetzung mit Themen interessiert – wenn man Inhalte gerne anschaulich verarbeiten, recherchieren und weiterdenken möchte. Darüber hinaus ist ein Faible für den Hörfunk von großem Vorteil! 😉 Im Grunde aber: Bei uns kann eigentlich jeder mitmachen, in dem er uns eine Mail an ausbildung@bonn.fm schickt.
Und was lernen die Studierenden dort? Und hat die Teilnahme Vorteile für Studierende, die nach dem Studium bei einem Radiosender arbeiten möchten?
Sicherlich gibt der Punkt „bonnFM“ auf dem Lebenslauf am Ende kein Freilos für die weitere Ausbildung in Medienhäusern und Rundfunkanstalten. Dennoch würde ich die Frage mit einem klaren „Ja!“ beantworten. Die Aneignung von Grundlagen, die Möglichkeit, sich journalistisch und am Mikrofon auszuprobieren und die gesammelte Erfahrung, in einem jungen journalistischen Team zusammenzuarbeiten, schaden ganz sicher nicht bei einer Karriere im Radio. Die Vergangenheit zeigt übrigens auch, dass viele, die nun Tag für Tag im Radio (nicht nur) zu hören sind, ihre Anfänge im Campusradio gefunden haben.
Vielen Dank für das Interview!
Wer gerne reinhören möchte: Über UKW in Bonn auf 96,8 MHz oder per Livestream http://bonn.fm/hoeren.
Autorin: Iris Mohr; Foto: Fotolia, PHOTOMORPHIC PTE.LTD