Der gute Ton im Radio


Altes_RadioWer einen guten (O)-Ton im Radio hören will, braucht dafür kein DAB+. Das mitunter knirschende und rauschende Kofferradio, das via UKW sendet, tut es auch. Der O-Ton für einen gebauten Beitrag, der aus einem Wechsel von Moderationstext und O-Tönen besteht, zeichnet sich dadurch aus, dass er verständlich ist, nicht ermüdend und authentisch wirkt. Und daraus ergeben sich meiner Erfahrung nach ergänzend für den Redakteur und O-Ton-Geber weitere  Punkte, auf die zu achten ist.

  • Die Interviewvorbereitung

Für die Vorbereitung des Interviews sollte der Redakteur viel Zeit investieren, sich in ein Thema gut einarbeiten und dabei überlegen: Wie baue ich ein Gespräch mit einem inhaltlich roten Faden in lockerer Atmosphäre auf? Mit welchen Fragestellungen gelingt es mir, dass der O-Ton-Geber kurze und prägnante Antworten formuliert, die ins Ohr gehen und mit denen der Hörer Bilder assoziieren kann? Welche Sprache spricht der Hörer und was interessiert ihn? Und wie schaffe ich es, dass der Vielredner bei offenen Fragen (Was?; Wer?; Wo?; Wann?) nicht monologisiert? Das ist nicht immer so einfach und setzt eine gewisse Flexibilität des Fragestellers auch während des Interviews voraus.

  • Zuhören, was gesagt wird

Um eine lockere und authentische Gesprächsatmosphäre herstellen zu können, sollte der Frage­steller das Thema einleiten (kurze Anmoderation) und mit einer einfachen offenen Frage beginnen. Das schafft Vertrauen. Und er sollte im Verlaufe des Gesprächs zuhören, was gesagt wird. Wer nur nach seinem Interviewfahrplan vorgeht, kann den O-Ton-Geber verwirren und verunsichern. Wieso stellt er die Frage noch einmal? Das habe ich doch schon beantwortet? War ich nicht gut? Dass ich (der Fragesteller) verstanden habe, kann ich kenntlich machen, indem ich die letzte Antwort des O-Ton-Gebers aufnehme und resümiere („Sie haben eben gesagt, dass …, aber …“). Anschließend leitet man auf eine neue Frage über, die noch nicht beantwortet wurde.

  • O-Töne von der PK

O-Töne von Pressekonferenzen klingen abgelesen und sind oft von nicht allzu guter Qualität. Redenschreiber haben Pressetexte formuliert, jedes Wort mehrfach umgedreht, abgestimmt und selten hörfunktauglich aufbereitet. Deshalb ist es in jedem Fall besser, immer einen Interviewtermin vor Ort zu vereinbaren und ein Face-to-Face-Gespräch zu führen, das saubere O-Töne garantiert. Von Telefon-O-Tönen ist meiner Ansicht nach abzuraten, weil die Sender von einem externen Programmzulieferer zu Recht Original-O-Töne erwarten. Gleiches gilt im Übrigen auch für schriftlich vorgefertigte O-Töne. Sie sind ein Tabu und weder authentisch noch lebendig!

  • Hintergrundgeräusche

Natürlich ist es optimal, wenn das Interview in einem ruhigen, kleinen Raum geführt wird, der wenig hallt. Aber das ist ja nicht immer möglich. Oft wird auch gefragt, ob Hintergrundgeräusche bei den Radiosendern als störend empfunden werden. Das ist in der Regel nicht der Fall. Im Gegenteil. Mit den auf einer PK üblichen Geräuschen assoziiert der Hörer die Situation, in der sich O-Ton-Geber und Redakteur befinden und hat so ein klares Bild im Kopf, das Nähe schafft.

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Autor: Michael Scheidel

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