Ein Interview mit Sebastian Hesse, Kommunikationsberater in Berlin
Sebastian, Sie sind seit über 10 Jahren in PR und Marketingkommunikation aktiv. Hat sich die Bedeutung des Radios für die Öffentlichkeitsarbeit gewandelt?
Ich denke schon. Natürlich lag die tägliche Radiohördauer im Jahr 2000 noch über dem heutigen Niveau. Es lässt sich aber feststellen, dass Radio vor allem bei jungen Menschen und in der älteren Generation einen wichtigen Stellenwert hat. Auch wenn man die Tagesreichweiten betrachtet ergeben sich spannende Schlussfolgerungen für die Kommunikation. Radio ist ein absolutes Morgen-Medium. Für die PR hat Radio an Bedeutung wieder zugenommen, denn es lassen sich sehr gezielt Themen lancieren, die in anderen Medienkanälen nicht so effektiv die Zielgruppe erreichen. Außerdem habe ich den Eindruck, dass Radio – obwohl es als „Nebenbeimedium“ gilt – vor allem mit guten Informationen bei den Zielgruppen punkten kann. Insofern ist das Radio vor allem bei Verbraucher- und Ratgeberthemen ein wichtiger Baustein im Kommunikationsmix.
„Content Marketing“ bewegt die Gemüter in Kommunikationsabteilungen und Agenturen. Welchen Stellenwert hat Radio-PR gegenüber dem Content Marketing?
Mit Content Marketing versuchen Unternehmen Expertenstatus zu erlangen, indem zielgruppenrelevante Informationen aufbereitet und verbreitet werden. Das Content Marketing fokussiert auf eigene Medienkanäle. Insofern grenzt es sich von Radio-PR ab. Ich würde Radio-PR aber durchaus als möglichen Teil des Content Marketing unter der Voraussetzung sehen, dass relevante, informative Inhalte dem Hörer geboten werden.
In welchen Fällen empfehlen Sie Ihren Kunden Radio-PR?
Immer dann, wenn aus der Marke oder dem Produkt ein informativer Aufhänger gezogen werden kann, der zum Radiohörer passt. Sehr erfolgreich waren wir zum Beispiel mit einem Radio-PR-Beitrag über umweltfreundlich hergestellte Kindermode – ein Thema das Aktualität hat und viele Eltern beschäftigt. In dem Beitrag ging es darum, Hinweise zu geben, worauf Eltern achten sollten, wenn ihnen Produktionsprozesse und Herkunft der Kindermode wichtig sind. Der Kunde konnte sich damit als Experte positionieren und seine Reputation bei der Zielgruppe steigern.
Wann greifen Sie auf die Unterstützung einer Spezialagentur wie RadioOffice zurück?
Grundsätzlich kann man Radio-PR natürlich auch ohne Spezialagentur angehen. Das halte ich aber nur dann für sinnvoll, wenn der Kunde ein deutliches Budget zur Verfügung stellt und eine Radio-Aktion mit einem einzelnen Sender als Medienpartner geplant ist. Wenn es darum geht, selbst einen Radiobeitrag zu entwickeln und zu produzieren, halte ich eine Spezialagentur nicht nur hinsichtlich Produktion und Verbreitung für effizienter, sondern auch professioneller. Ein guter Berater weiß, was er nicht kann. Die inhaltlichen Nuancen eines Radiobeitrags und dessen Verbreitung gehören für mich dazu.
Welche Kriterien muss eine Spezialagentur für Radio-PR erfüllen?
Für mich zählen knackige Ideen und gute Inhalte immer mehr als gute Kontakte. Wer glaubt, mit einer lahmen Story einen Redakteur begeistern zu können, nur weil man sich zwei mal auf einem Medienevent oder beim Mittagessen getroffen hat, arbeitet unprofessionell. Das ist nicht anders, wenn man dem eng befreundeten Chefredakteur ständig Mist anbietet. Und das gilt auch fürs Radio.
Eine Spezialagentur muss mitdenken können und – bevor es an die Verbreitung geht – gute Hinweise liefern, welche möglichen Inhalte in welcher Form produziert werden sollten. Die Spezialagentur muss wissen, was die Radiosender und ihre Hörer erwarten. Deshalb achte ich vor allem auf die Kriterien Kreativität, Konzeptionsstärke, Beratung und professionelle Umsetzung in der Produktion.
Das Interview führte Michael Scheidel.
Sebastian Hesse ist PR-Berater und Kommunikationsmanager mit über 10 Jahren Erfahrung in Unternehmens-, Lifestyle- und Markenkommunikation. Nach seinem Studium der Kommunikationswissenschaft an der Universität Erfurt arbeitete er über 5 Jahre im Büro der renommierten Agentur Weber Shandwick und beriet Unternehmen sowie Kunden der öffentlichen Hand. Nach einer Zwischenstation als Pressesprecher für das Berliner World Peace Festival im Jahr 2011, gründete er sein eigenes Büro für Kommunikation unter dem Namen Big Bang & Whisper in Berlin. bigbangandwhisper |